(von Anna Hoff und Wjatscheslaw Jablukovski)
der erste Arbeitstag bei Sig Combibloc ...
Nach einem guten Frühstück in Pattaya ging es am frühen
Morgen zum ersten Unternehmensbesuch dieser Studienreise. Durch die vorherige
lange Nacht, hatten zwei Teilnehmer einen späteren Start in den Tag und stießen
am Abend wieder zur Gruppe.
Eine Stunde Autofahrt von Pattaya entfernt liegt Rayong, wo eine Vielzahl von
internationalen Unternehmen einen ihrer Produktionsstandorte angesiedelt haben.
Der Standort Rayong zeichnet sich vor allem durch seinen geringen Landpreis und
seine gute Infrastruktur wie z.B. der eine Stunde entfernte Hafen, aus.
Erster Stop war bei der Firma SIG Combibloc Thailand Ltd.. SIG
ist ein schweizerisches Industrieunternehmen, welches Kartonpackungen und
Füllmaschinen für Getränke und Lebensmittel herstellt. Vom thailändischen
Standort werden neben Thailand, Bangladesch, Brunei, Bhutan, Kambodscha, Japan,
Laos, Malaysia, Myanmar, Nepal, Philippinen, Singapur, Salomonen , Taiwan,
Südkorea und Indonesien beliefert.
Pünktlich um neun Uhr begrüßte uns der Standortleiter Herr Klaus Zauner, der für SIG als „Expat“ vor Ort arbeitet. Zunächst stand Herr Zauner uns Rede und
Antwort zu jeglichen Fragen und vermittelte uns auch "zwischen den Zeilen" viel Hintergrundwissen zu der thailändischen Kultur, Wirtschaft und der
SIG AG.
So wird in Thailand von vielen Menschen eher nicht langfristig geplant, sondern eher nur monetär kurzfristig, d.h. z.B. der
jährliche Mitarbeiterbonus wird z.T. am Tag nach der Auszahlung direkt ausgegeben,
was dazu führen kann, „[...]dass der Mitarbeiter an dem Tag nicht zu Arbeit
kommen kann, da er ja den Bonus ausgeben musste, für diverse Elektroartikel wie
z.B. ein neues Mobiltelefon. An den noch abzuzahlenden Haus-oder Autokredit
wird an dieser Stelle i.d.R. nicht gedacht.“
Thais sind sehr höfliche und
hilfsbereite Menschen. Dennoch kann es einem oft passieren, dass man
beispielsweise dem Taxifahrer das Ziel der Fahrt nennt und obwohl dieser den Ort
nicht kennt, dieser freundlich nickt und lächelt, aber seine Unwissenheit nicht
äußert, da Thais ihr Gesicht mit einem Lächeln stets bewahren („Loose face
Mentalität“).
Generell gilt, dass ein universitäres Studium in Thailand mit
einer deutschen Ausbildung gleichzusetzen ist. Leider ist dies oft zu wenig für die
technischen Anforderungen in einem Betrieb, sodass die Mitarbeiter vor Ort
intensiv geschult werden.
Bei SIG kann man ab dem 18 Lebensjahr anfangen zu arbeiten.
Thais arbeiten meist bis zum 54. Lebensjahr im Unternehmen. Der Stolz und das
Ziel eines jeden Thais ist die Selbstständigkeit. So führen die meisten Thais
schon während ihrer Festanstellung parallel eigene Mini-Firmen, bauen diese spätestens
mit 54 Jahren aus und arbeiten dort, bis die körperliche Verfassung es nicht
mehr zulässt.
Die Mitarbeiter werden i.d.R. von zu Hause abgeholt in Mini-Bussen,
haben 16 Urlaubstage plus Feiertage, es gibt keine übergeordnete Gewerkschaft
und somit auch keinen Tarifvertrag. Bei SIG arbeiten 80% Frauen in der
Produktion, da Thai-Frauen als „taffer“ gelten, akkurater arbeiten und
fordernder sind.
Obwohl wir wegen Wartungsarbeiten nur die stehende Produktionsstätte
besichtigen konnten, waren die im Werk sichtbaren Investitionen mehr als beeindruckend. Die uns erläuterten Produktivitätskennzahlen und ihre Steigerungsraten kann man im Vergleich zu anderen Branchen nur atemberaubend nennen.
Bis 2012 hatte Ford in Thailand ausschließlich ein Joint Venture/AutoAlliance
Thailand (AAT) mit Mazda Motor Cooperation, welches ebenfalls in Rayong steht.
Im FTM Werk werden derzeit der Ford Ranger, Fiesta und Ecosport hergestellt.
Das Werk verfügt über eine komplette Produktionskette, die
zur Herstellung eines Fahrzeugs notwendig ist d.h. es gibt einen Stamping-,
Bodyshop-, Painting-, Final Assembly-Bereich. Vor Ort wird derzeit 5-Tage die
Woche auf einer Schicht von 8-17.30 Uhr auf einer Linie produziert, mit einem
Jahresvolumen von 70.000 Fahrzeugen.
Dafür werden, wie bei
der SIG AG, die Mitarbeiter in Mini-Vans aus den umliegenden Städten jeden Tag
nach Rayong gefahren. Oft arbeiten vor allem die Männer unter der Woche bei
Ford und fahren am Wochenende oder manchmal auch nur wenige male im Jahr zu
ihren Familien in die über ganz Thailand verstreuten Dörfer.
Bei FTM tragen
alle Mitarbeiter inkl. der Ingenieure dieselbe Arbeitskleidung, jeden Tag bekommen
die Mitarbeiter eine Mittagessenspauschale und ähnlich zu SIG den Jahresbonus.
Die kollektive Mittagspause verbringen die meisten Mitarbeiter vor Ort auf dem
Firmeneigenen Sportplatz. Dort wird dann entweder Fußball oder Basketball
gespielt - jeder Bereich hat ein eigenes Team mit Trikots, Schiedsrichter und
Kommentator, sodass es selbst in der Mittagspause spannend werden kann.
Während
der Werksbesichtigung war vor allem eins auffällig: viele Produktionsschritte
werden hier verglichen zum Kölner Werk manuell getätigt.
Nach den beiden Werksführungen ging es zurück nach Pattaya, wo
wir den Abend in einem lokalen Restaurant verbrachten und den Tag am Strand mit
einem Absacker ausklingen ließen.
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